02./03. September 2000

 
Mehr Zivilcourage gegen Gewalt gefordert

Anti-Fremdenhass-Aktion erhielt Aachener Friedenspreis

Der Antikriegstag erinnert jedes Jahr an den Beginn des Zweiten Weltkrieges, der mit dem Überfall Deutschlands auf Polen am 01. September 1939 anfing. Die Gedenktag-Initiative ging vom DGB aus.

Hamburg/Aachen (dpa/ddp) Mit vielfältigen Aktionen haben Gewerkschaften und Friedensbewegung gestern in Deutschland den Antikriegstag begangen. Bei Kundgebungen, Friedensfesten, Lesungen, Konzerten und an Informationsständen wurde mehr Zivilcourage im Kampf gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gefordert.

   Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange forderte anlässlich des Antikriegstags in Frankfurt/Main, Lehrer sollten sich im Kampf gegen Rechtsradikalismus für praktische Aufklärungsarbeit einsetzen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte, Schüler sollten sich etwa vor Ort in Aufnahmelagern für Asylbewerber über die Situation von Fremden informieren und mit deren Anwälten sprechen. Außerdem könnten Fachleute von Sozialämtern in die Schulen kommen, um über das Thema Sozialhilfe zu informieren.

   Die Pädagogen sollten verbreiteten Vorurteilen gegen Fremde mit Daten und Fakten, Zeitzeugen und Experten begegnen. Schulen könnten Rechtsradikalismus und Gewalt in der Gesellschaft zwar nicht aufhalten, aber platten Vorurteilen und stumpfen Stammtischparolen entgegentreten.

   Schlesien und Nordrhein-Westfalen wollen ihre Zusammenarbeit verstärken und dabei vor allem den Jugend- und Kulturaustausch ausbauen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) und der Marschall der Wojwodschaft im Sejmik (Landtag) in Kattowitz (Katowice) unterzeichneten gestern eine entsprechende Vereinbarung. Clement war auf Einladung des polnischen Regierungschefs Jerzy Buzek mit einer Gruppe von Jugendlichen nach Polen gekommen, um am 61. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen über die deutsch-polnische Zukunft zu diskutieren.

   Der Aachener Friedenspreis würdigt in diesem Jahr Aktionen gegen Fremdenhass und Hilfe für Kinder. Verliehen wird er an eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Land Brandenburg, die mit ihrer „Aktion Noteingang“ Opfern von rechtsradikaler Gewalt helfen. Ferner geht der Preis an „Rekonstruktion der Hoffnung“ aus Mosambik. Die Organisation unterstützt ehemalige Kindersoldaten dabei, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Auszeichnung wird traditionell am „Antikriegstag“ verliehen.

 

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